Preisträger 2010
Pfarrzentrum St. Joseph in Herten
Federführender Einreicher:
Bischöfliches Generalvikariat Münster
Bauherr:
St. Antonius Kirchengemeinde
Architekt:
Peter Bastian Architekten BDA
Fertigstellungsjahr:
2007
(Fotos: Christian Richters, Münster)
Projektbeschreibung Peter Bastian Architekten BDA
Basierend auf dem Hauptmodul der St. Josef Kirche, welches dem Maßverhältnis 5/8 entspricht, entsteht die neue Grundordnung für das Pfarrzentrum St. Joseph in Herten.
Der eingeschossige Neubau umgibt in einer rechtwinkligen Anordnung den Chor und bezieht seine weiterführenden Außenwände auf die vorhandene Wandstruktur der Kirche. Die horizontale Bezugnahme der modularen Grundstruktur wird über die Pflasterung im Außenbereich eindeutig ablesbar gemacht und lässt den Innenhof nicht nur zum Bindeglied der Gebäude werden, sondern wird Teil der Gesamtkomposition. Vertikal nimmt der Neubau die exakte Sockelhöhe des Kirchenbaus von 3,90 m auf und bezieht sich mit dem gleichen Klinkerstein ideell auf eine gemeinsame Basis. Formal lässt sich die gestalterische Ausprägung des Gebäudes als monolithische Mauerwerksfaltung beschreiben. Über die definierte Einfriedung des neuen Kirchenhofs schirmt dieser sich von den umgebenen Straßen ab und wirkt trotz seiner zwei offenen Zugänge introvertiert.
Der Gemeindesaal mit einer Größe von etwa 160 qm bildet den Hauptraum des Pfarrzentrums und öffnet sich mit seiner Längsseite vollständig zum Innenhof. Durch Schiebefenster kann dieser zum Hof hin geöffnet werden. Gegenüberliegend der raumhohen Verglasung verschafft ein horizontales Fensterband einen Ausschnittsblick auf die Straßenseite und wird zu 2/3 der Raumlänge von einer geschlossenen Wand fortgesetzt. Der als einziger dem Kirchenhof abgewandte Gruppenraum für Erwachsene befindet sich seitlich vom Eingang und positioniert sich bewusst als Trennung gegenüber dem Jugendbereich in den Straßenraum. Der Jugendgruppenraum öffnet sich zu einem von drei Seiten eingefassten, introvertierten Außenplatz und schafft an seiner offenen Seite einen nahtlosen Übergang zum Kirchenhof. Eine Aussparung an der Eckseite der Mauer ermöglicht den freien Blick in die angrenzende Grünanlage.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der eingeschossige Neubau des Pfarrzentrums fasst den Chor von St. Joseph. So entstehen atmosphärisch ansprechende Bezüge zwischen Innen und Außen, die in ihrem überzeugenden Zusammenspiel einen besonderen Ort in einem Raum schaffen, in dem räumliche Bezüge nicht existierten.
Das neu entstandene Ensemble überzeugte die Jury nicht nur aufgrund der oben beschriebenen „Neudeutung“ des Raumes und der hieraus resultierenden Identitätsbildung an diesem lange vernachlässigten Ort, sondern darüber hinaus durch die zurückhaltende und gleichsam ausdrucksstarke architektonische Gestaltung in seiner Gesamtheit wie im Detail.
Baukultur bedingt nun einmal das wohlüberlegte Austarieren unterschiedlicher Prämissen. Das prämierte Projekt steht eindrucksvoll dafür, indem es hohe gestalterische Qualitäten in Einklang mit Nutzerbedürfnissen bringt und sich dabei in den Kontext einfügt, um im Ergebnis eine städtebauliche Situation nachdrücklich aufzuwerten. Es entsteht ein Ort des sozialen und kulturellen Miteinanders mit einem hohen Identifikationspotenzial für unterschiedliche gesellschaftliche Milieus.
Dank dieses beispielhaften Zusammenwirkens zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und deren überzeugenden städtebaulichen und architektonischen Umsetzung, steht das neu geschaffenen Ensemble - wie kaum ein anderes der eingereichten Arbeiten - exemplarisch für Baukultur.