Filmportrait und Wettbewerbsplakat: Neubau von Dienstwohnungen mit Pfarrverwaltung am Standort Filialkirche Herz Jesu, Emsdetten
Die Verwendung der Dokumentationsmaterialien darf nur im Zusammenhang mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Westfälischen Preises für Baukultur erfolgen.
Erläuterung des Büros Scholz Architekten BDA
Auf der Grundlage des Wettbewerbserfolges aus dem Jahre 2012 erhielten wir den Auftrag für den Neubau von 3 Dienstwohnungen für die Pfarrer, 2 Gästeapartments und eine Pfarrverwaltung für die fusionierten Kirchengemeinden St. Pankratius am Standort der Filialkirche Herz Jesu.
Der Entwurf folgt der formalen Strenge der neuromanischen Kirche und arrondiert den Baum umstandenen Kirchenvorbereich. Die Anbindung an das Kirchengebäude erfolgt über einen Weg in der Flucht der Kirchtürme.
Die öffentlichen Räume der Pfarrverwaltung liegen dem Riegel der Wohnungen vorgelagert. Dieser Baukörper bildet den markanten Abschluss des Ensembles nach Norden und schließt mit der Erhöhung für den großen Besprechungsraum im Obergeschoss ab.
Die Pfarrwohnungen sind wie Reihenhäuser auf 2 Ebenen nebeneinander organisiert und werden über einen kleinen, nach oben offenen, Vorhof erschlossen. Dieser bietet hier eine Privatheit gegenüber dem öffentlichen Raum. Der Hof dient auch als Lichthof für das Obergeschoss: hier sind die Räume großzügig verglast und dennoch vor Blicken geschützt.
Im Erdgeschoss schließen die Büroräume der Pfarrer an, die sowohl vom Wohnbereich, als auch über die Pfarrverwaltung erreicht werden. Im Obergeschoss befinden sich die Wohnung für Gastpriester und ein Gästezimmer.
Der sandsteinfarbene Ziegel orientiert sich am Ibbenbürener Sandstein der Kirche, bleibt aber durch Format und handwerkliche Verarbeitung eigenständig. Sichtbetonelemente tragen und unterstützen den massiven Ausdruck des Gebäudes, die horizontale Bänderung der Ziegelreihen im Erdgeschoss betont die Länge des Gebäudes.
Begründung der Jury vom 19. Juni 2015
Es ist bemerkenswert, welch positive städtebauliche Wirkungen durch richtige bauliche Ergänzungen erreicht werden können. In diesem Fall konnte innerhalb einer zweigeschossigen, kleinstädtischen Umgebung ein neuer Kirchvorplatz geschaffen werden, welcher temporär wechselnde Nutzungen zulässt, vom Parken bis zu Pfarrfesten. Selbstbewusst, aber mit der nötigen Zurückhaltung wurde der neoromanischen, steinernen Kirche ein langestreckter Neubaukörper mit Flachdach straßenbegleitend nebenan gestellt. Durch hervorragend darauf abgestimmte Materialwahl, vornehmlich Ziegel in Verbindung mit Fensterrahmen aus Sichtbeton, konnte das Ensemble zu einer neuen harmonischen Einheit ergänzt werden, das sich trotzdem dem trutzigen Kirchbau unterordnet. Eine öffentliche Nutzung als Pfarrverwaltung, aber auch private Nutzungen wie drei Dienstwohnungen und ein Gästeappartement finden hier zu einem gelungenen Nebeneinander. Das alles geschieht in einer in einer hochwertigsten, angemessenen Architektursprache und Ausführungsqualität, welche selbst die Nebenanlagen einschließt. Ein sehr bemerkenswertes und beispielhaftes Konzept für das Weiterbauen im städtischen Kontext, das die Jury zu Recht mit einer der zwei Auszeichnungen des Westfälischen Preises für Baukultur belohnt.